Literarisches Übersetzen: Maria Kyrtzaki und die Generation von 1970 – Interlinearübersetzung und Textinterpretation

Blockseminar zum literarischen Übersetzen

Die 1948 im nordgriechischen Kavala geborene Maria Kyrtzaki, in neueren Literaturgeschichten und von der Kritik in der Regel der so genannten Generation von 1970 zugerechnet, gehört seit längerem zu den profiliertesten Lyrikerinnen Griechenlands. Tatsächlich ist es der Autorin nach vergleichsweise konventionellen Anfängen insbesonderen in den letzten zwei Jahrzehnten gelungen, eine ganz persönliche, unverwechselbare Poetik zu entwickeln, die sich durch einen entschiedenen Zug ins Hermetische auszeichnet. Dennoch gewähren die Gedichte Kyrtzakis auch immer wieder Durchblicke auf konkrete politische Phänomene oder unmittelbar nachvollziehbare emotionale Grenzerfahrungen.

Stilistisch und motivisch wird dabei in oft virtuoser Form das gesamte Erbe der Dichtung griechischer Sprache zitiert, von Homer und den Vorsokratikern über das mittelalterliche und frühneugriechische Volkslied bis hin zu einem zeitgenössischen Liedermacher wie Sokrates Malamas. Wohl auch deshalb wurde der Autorin 2003 der Preis für Lyrik der Akademie der Künste und Wissenschaften Athen zuerkannt.

Ziel des Seminars war einerseits die gemeinsame Erarbeitung eines genauen Überblicks über das Werk von Kyrtzaki und dessen Interpretation aus seinem literaturgeschichtlichen Kontext heraus, wobei das Schaffen anderer Vertreter der Generation von 1970 besonders berücksichtigt wurde.

Darüber hinaus wurde durch die Erarbeitung von Interlinearversionen ausgewählter Gedichte dem Versuch zugearbeitet, der Autorin auch im deutschsprachigen Raum stärkere Beachtung zu sichern: der Dichter, Literaturwissenschaftler und Übersetzer Gregor Laschen (u.a. Peter-Huchel-Preis 1996; Schiller-Ehrengabe 2005) plant eine Buchveröffentlichung mit Gedichten von Kyrtzaki auf der Grundlage der im Seminar erstellten Interlinearübersetzungen.

Zudem wird das Künstlerhaus Edenkoben den Weg vom Original über die Interlinearversion zur vor allem auch künstlerisch stimmigen, endgültigen deutschen Wiedergabe in einer Broschüre dokumentieren.

Die Seminarleitung hatte Torsten Israel: Geboren 1967 in Leipzig. Studium der Alt- und Neugriechischen Philologie, Geschichte und Theaterwissenschaften in Berlin und Athen. Übersetzer, Kritiker und Dramaturg. Neuere Veröffentlichungen: Αφιέρωμα στη σύγχρονη γερμανική ποίηση, in: Ποίηση, Heft 28 (2006), S. 23-61 (Gastredaktion, mit Maria Topali); Haris Vlavianos, Nach dem Ende der Schönheit, München 2007; Dimitris Dimitriadis, Lethe und andere Stücke, Berlin 2007 (jeweils Übersetzung). Lebt in Berlin und Athen.

In Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Edenkoben fanden am 08./09.02.2008 im Rahmen des Seminars eine Lesung und ein Workshop mit Maria Kyrtzaki und Gregor Laschen in Germersheim statt.