Neugriechische Sprache: ein Überblick

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Christos Karvounis

 

Neugriechische Sprache: ein Überblick [*]

1. Geographischer und zeitlicher Rahmen

2. Alphabet, Schrift, Orthographie

3. Dialekte

4. Kurze Sprachbeschreibung (Synchronie)

4.1 Lautsystem

4.2 Morphologie

4.3 Syntax

4.4 Wortschatz

5. Diglossie und die sog. Sprachfrage

6. Literatur (Auswahl)

1. Geographischer und zeitlicher Rahmen

Neugriechisch (offizielle Bezeichnung: ελληνική γλώσσα /elinikí ɣlósa/ oder νεοελληνική γλώσσα /neoelinikí ɣlósa/; [übliche] linguistische Bezeichnung: νεοελληνική κοινή /neo­elinikí kiní/ [Standard Modern Greek; Standardneugriechisch]) wird heute von etwa 14.500.000 bis 16.000.000 Menschen in den Republiken Griechenland (etwa 11.000.000 Einwohner) und Zypern (etwa 780.000 Einwohner; in beiden als Amtssprache) sowie in den griechischen Gemeinden der Diaspora gesprochen (am zahlreichsten: USA, Mitteleuropa, Australien, frühere Sowjetunion, Kanada, Afrika), deren Zahl aber trotz eindeutig vorliegender Angaben stark variiert, [1] da in mehreren Gebieten (vor allem USA, frühere Sowjetunion und Australien) zu Griechischsprachigen auch Bürger griechischer Abstammung gezählt werden, die aus linguistischer Sicht keine Griechisch Sprechenden mehr sind. Zahlenmäßig handelt es sich also beim Neugriechischen (im Folgenden NG) um eine „kleine“ Sprache, deren langjährige Sprach- und Kulturgeschichte sie jedoch immer wieder in den Vordergrund des westeuropäischen Kultur- und Forschungsinteresses gestellt hat. Die heute übliche Bezeichnung Standardneugriechisch setzt nicht so sehr eine Vereinheitlichung gegenüber einer dialektalen Spaltung voraus, sondern viel mehr eine Vereinheitlichung/Standardisierung im Rahmen der Auseinandersetzung um die Durchsetzung der Hoch- bzw. Volkssprache (vgl. unter Diglossie), eine Entscheidung, die gesetzlich erst im letzten Viertel des 20. Jh. gefallen ist.

Zeitlich setzt man den „Beginn“ des Neugriechischen (aus sprachgeschichtlicher Sicht unterscheidet man traditionell zwischen Alt-, Mittel- und Neugriechisch) [2] gewöhnlich entweder ins 12. Jh. (Entstehungszeit des byzantinischen „Epos” Digenís Akrítis, das auch in einer volkssprachlichen Version überliefert worden ist) oder ins 15. Jh. n. Chr., als der Fall Konstantinopels (1453) sozusagen die Verselbstständigung der volkssprachlichen Prosa förderte, die in den vorigen drei Jahrhunderten bereits im Gange war.

2. Alphabet, Schrift, Orthographie

Das griechische Alphabet (die Griechen haben es etwa im 8. Jh. v. Chr. von den Phöniziern übernommen und modifiziert, vor allem in Bezug auf die Vokalgrapheme) wurde in seiner noch heute gebräuchlichen (vom ionischen Dialekt stammenden) Form mit 24 Buchstaben zu Ende des 5. Jh. v. Chr. standardisiert und verdrängte durch die machtpolitische sowie geistige Vorherrschaft Athens sämtliche Lokalalphabete des antiken Griechenlands. Die klassische Antike kannte allerdings nur eine Majuskelschrift (und kaum Interpunktionszeichen), die am kontinuierlichen Redefluss der gesprochenen Sprache orientiert kein Spatium zwischen den einzelnen Wörtern verwendete (sog. scriptura continua). In der Entstehungszeit der Philologie (Alexandrien, 3. Jh. v. Chr.) fällt die Entwicklung der sog. diakritischen Zeichen, [3] die aber erst mit der Entwicklung der Minuskelschrift in der byzantinischen Zeit [4] eine zunehmend breitere Anwendung fanden. Obwohl in der griechischen Antike die Wörter kein graphisches Zeichen zur Markierung des Akzents trugen (auch in den spätantiken Papyri ist die Akzentuierung eher die Ausnahme) wurde der Usus der griechischen Manuskripte aus der hoch- und spätbyzantinischen Zeit auch in den ersten Drucken der Humanistenzeit konsequent weitergeführt, so dass im Neugriechischen die betonte Silbe noch immer graphematisch markiert wird (παίζω /pézo/, εδώ /eðó/, έρχομαι /érxome/). Die diakritischen Zeichen, die im Grunde bereits in der hellenistischen Zeit nur noch historischen Wert besaßen, wurden erst 1982 offiziell vereinfacht und auf ein einziges Akzentzeichen (΄) reduziert, obwohl sie bei einigen Verlagen nach wie vor verwendet werden.

Wenn wir davon ausgehen, dass das altgriechische Alphabet einer Eins-zu-Eins-Entsprechung von Laut und Schriftzeichen nahe kam (was im Grunde angenommen wird, aber in diesem Umfang den Gegebenheiten nicht zu entsprechen scheint), muss man erwarten, dass die Entwicklung des griechischen Lautsystems zwischen dem 8. Jh. v. Chr. und der Neuzeit eine Inkongruenz zwischen Laut und Schrift mit sich gebracht haben muss, was auch zutrifft. Dennoch war man im Sinne der Tradition stets bemüht, phonetische Probleme mit Hilfe der 24 zur Verfügung stehenden Grapheme/Buchstaben zu lösen, [5] so dass trotz phonologischer Entwicklung das graphematische System des Griechischen von der Antike bis heute unverändert geblieben ist. Die Beibehaltung der historischen Orthographie (und somit die Diskrepanz zwischen Laut und Schrift) stellt allerdings gerade bei europäischen Sprachen (man denke z.B. hier an Englisch oder Französisch) nichts Außergewöhnliches dar, da die Orthographie auch mit einer sprachideologischen Haltung gegenüber der eigenen Sprache zusammenhängen kann.

Im 20. Jh. gab es immer wieder kleinere orthographische Vereinfachungen, wie etwa die der Konjunktivmorpheme (von -η/-η- und -ω- zu jeweils –ει/-ε- und -ο-), wobei hier auch η-Grapheme zu ει wurden, die mit dem Konjunktiv nichts zu tun hatten, z.B. εν παση περιπτώσει > εν πασει περιπτώσει. [6]

3. Dialekte

Die reiche dialektale Ausprägung, die noch etwa in der ersten Hälfte des 20. Jh. bei den Griechisch Sprechenden herrschte, ist heute zu einem sehr großen Teil zurückgegangen. Neben den geographisch und politisch bedingten demographischen Veränderungen (im ersten Viertel des 20. Jh., vor allem wegen des aus den Balkankriegen 1912-1913 und dem Griechisch-Türkischen Krieg 1919-1922 resultierenden Bevölkerungsaustausches und der zwangsweisen Emigrationen) ist die Abnahme der neugriechischen Dialekte vor allem soziokulturell begründet. Die Zentralisation des griechischen Staates, die Konzentration des kulturellen Lebens in den Großstädten Athen und Thessaloniki sowie eine starke Abwertung der Dialekte als Zeichen bäuerlicher Abstammung und Nicht-Kultivierung führten in den letzen Jahrzehnten dazu, dass die einheimischen Dialekte sich mit der Standardsprache stark vermischt haben und zunehmend schwinden.

Trotz der guten Vorarbeit auf dem Gebiet der griechischen Dialektologie während der ersten Hälfte des 20. Jh. ist die Dialektforschung in Griechenland, zumindest in Bezug auf synthetische/zusammenfassende Leistungen, verhältnismäßig vernachlässigt.

Im Rahmen der neugriechischen Dialektologie unterscheidet man oft zwischen Dialekten und Idiomen; während man den Idiomen sprachliche Unterschiede kleineren Umfangs zuweist, seien Dialekte mit einer in die Tiefe gehenden sprachlichen Differenz verbunden, die dem gemeinen Sprachgefühl generell unverständlich sind. Alle neugriechischen Dialekte/Idiome weisen dennoch die Eigenschaften auf, die man aus der Sicht der Allgemeinen Linguistik dem Terminus Dialekt zuweist (z.B. Ähnlichkeit zu anderen Systemen/zur Hochsprache, gegenseitige Verständlichkeit, regionale Geltung, keine Schriftlichkeit bzw. Standardisie­rung); daher kann man den Begriff „Dialekt” für sämtliche regionalen Sprachvarietäten des Neugriechischen ohne Bedenken verwenden. Dennoch ist eine Unterscheidung in zwei Gruppen (wie gesagt oft in der Gegenüberstellung „Dialekte” vs. „Idiome”), von denen die erste die „schwierigen” Dialekte umfasst (Tsakonisch, griechische Dialekte Süditaliens, Pontisch und Kappadokisch), welche in ihrem ganzen Umfang eine sehr starke Abweichung vom Standardneugriechisch aufweisen und von den restlichen Griechen mit (sehr) großen Schwierigkeiten verstanden werden können, durchaus gerechtfertigt. Die zweite Gruppe („Idiome”) umfasst eine große Zahl von Lokalvarietäten, die trotz ihrer sprachlichen Besonderheiten und Eigentümlichkeiten von Nicht-Dialekt­sprechern leichter zu verstehen sind (Kretisch und Zypriotisch könnten in dieser Zweiteilung auch eine mittlere Position einnehmen). Diese Einteilung ist unter anderem auch dadurch berechtigt, dass es sich bei dieser ersten Gruppe um dialektale Sprachinseln handelt, die durch ihre längere Isolation von der restlichen Sprachentwicklung zur sprachlichen Eigenständigkeit gelangten.

Über die Entstehungszeit der neugriechischen Dialekte, die trotz vorhandener Überreste, mit den altgriechischen Dialekten nicht viel gemeinsam zu haben scheinen -€“ zumindest im Sinne eines Sprachkontinuums -€“ liegen keine eindeutigen Quellen vor, aber man setzt sie meist zwischen dem 10. und dem 13. Jh. n. Chr an. Auf die Frage der Isoglossen und einer darauf basierten Einteilung kann im Rahmen der vorliegenden Kurzdarstellung nicht eingegangen werden. [7]

4. Kurze Sprachbeschreibung (Synchronie)

4.1 Lautsystem. Vokale: Das Neugriechische verfügt über ein „klassisches” 5-Vokal-System (/a/, /o/, /u/, /i/, /e/). Die neugriechischen (im Folgenden ngr.) Vokale werden weder quantitativ (Opposition kurz : lang, wie z.B. im Altgriechischen oder im Deutschen) noch qualitativ (Opposition offen : geschlossen [bei demselben Vokal], wie z.B. im Altgriechischen oder im Deutschen) voneinander unterschieden. Phonetisch gesehen werden /e/ und /o/ zwischen den halboffenen und den halbgeschlossenen Vokalen realisiert (allerdings den halboffenen näher) und werden daher graphematisch sowohl als halbgeschlossene, [e] und [o], als auch als halboffene, [E] und [O], dargestellt.

Das /i/ stellt einen besonderen Fall dar, da es als einziger Vokal (in unbetonter antevokalischer Stelle) eine besonders ausgeprägte Allophonie aufweisen kann. In diesem Zusammenhang wird /i/ entweder selbst palatalisiert bzw. schwindet ([i] > [j] oder [ç] bzw. > ø: βράδυα [vráðia] > [vráðja]; πια [piá] > [pça]; βράχια [vraçia] > [vráça]) oder palatalisiert die vorangehenden (velaren) Konsonanten ([gi] > [ɟ], [ki] > [c], [li] > [ʎ], [ni] > [ɲ]). Interessanterweise kommt diese Allophonie nicht mit gesetzmäßiger Regelmäßigkeit vor (βιάζομαι /vzome/ vs. βιασμός /viazmós/; ποια /pça/ vs. ποιότητα /ptita/; μαγκιά /maɟá/ vs. έγκυοςngios/; φύκια /fíca/ vs. σκιά /sk/; ήλιοςʎos/ vs. ευήλιος /evílios/; μοιάζω /mɲázo/ vs. εγκωμιάζω /engo­mzo/), ein Umstand, der die genaue phonetische Erfassung einzelner Fälle bei Nicht-Muttersprachlern besonders erschwert.

Diphthonge: Diphthonge (z.B. [ai], [oi]: γάιδαρος, κορόιδο) sind im Neugriechischen nicht sehr häufig, es sei denn man erfasst die palatalisierten i-Laute mit dem folgenden Vokal als (steigende) Diphthonge, was in den meisten Fällen nicht stimmt, da in solchen Kombinationen (z.B. [ja] in παιδιά oder [ço] in πιο) der palatalisierte i-Laut keinen vokalischen Wert mehr hat (in solchen Fällen wirkt das graphische Bild <ια> und <ιο> etwas verwirrend). [8]

Konsonanten: Zwecks einer vereinfachten Übersicht kann man die ngr. Konsonanten hinsichtlich ihrer Artikulationsstelle in folgende fünf Gruppen einteilen: Labiale ([p], [v], [f], [b], [m], /[ɱ]?/), Dentale ([t], [ð], [θ], [d]), Alveolare ([s], [z], [ts], [dz], [l], [r], [n]), Palatale ([c], [ʝ], [ç], [ɟ], [ɲ], [ʎ]) und Velare ([k], [ɣ], [x], [g], [ŋ]). Hinsichtlich ihrer Artikulationsart lassen sie sich andererseits ebenso in fünf Gruppen einteilen: Plosive/Okklusive ([p], [b], [t], [d], [c], [ɟ], [k], [g]), Frikative ([f], [v], [θ], [ð], [s], [z], [ç], [ʝ], [x], [ɣ]), Affrikaten ([ts], [dz]), Nasale ([m], /[ɱ]?/, [n], [ɲ], [ŋ]) und Liquide (Laterale [l], [ʎ]; Vibrant [r]). [9] Wie auch bei anderen Sprachen ist im NG die Einteilung der Konsonanten in bestimmte Gruppen (nach ihrer Artikulationsart und –stelle) nicht immer einheitlich (vor allem in Bezug auf die Artikulationsstelle), da in sehr vielen Fällen mehrere Artikulatoren zur Lauterzeugung beteiligt sind (daher kann man auch von Bilabialen, Labiodentalen usw. sprechen). Dennoch folgt die schematische Einteilung der Konsonanten oft einigen Konventionen, um die phonetische Korrelation zwischen Artikulationsart und –stelle besser darzustellen. Ähnliche Konventionen gelten auch für umstrittene Fragen der Art, ob z.B. [ts] und [dz] einen Laut (Affrikata) oder zwei Laute darstellen.

Freie (έντομο [édomo] : [éndomo]), gebundene/kombinatorische Allophone (κήπος [cípos] : κάπως [kápos]; χήρα [çíra] : χώρα [xóra]) sowie eine ausgeprägte Neutralisation (z.B. <σ> / <ς> [s] : <ζ> [z] > [z] vor stimmhaften Konsonanten, <τουςγάτους> [tus ɣátus] > [tuz ɣátus]) sind für das Neugriechische bezeichnend.

Eine, bereits für das Altgriechische typische, Sensibilisierung der (vor allem gesprochenen) Sprache in Bezug auf die Spracheuphonie hat eine große Anzahl von lautlichen „Entlastungen“ und Veränderungen hervorgerufen, die meistens in der Morphologie eindeutige Spuren hinterlassen: Elision, Aphärese, Synizese, Assimilation, Metathese (mit der Phonotaktik zusammenhängend) usw. (από έξω > απ’ έξω; θα έρθω > θα ‘ρθω; ήλιος /ílios/ > /í´os/; συν+λόγος > σύλλογος, εν+κοπή > εγκοπή, τον Κώστα /tonkósta/ > /tongósta/; φούχτα > χούφτα).

Suprasegmentales. Was die Betonung betrifft, so unterliegt das NG noch immer dem Dreisilbengesetz, wonach der Akzent über einer der drei letzten Silben stehen muss. Über welcher genau er steht, wird nicht nach bestimmten Regeln festgesetzt und ist demnach als frei zu betrachten. Der Akzent ist im NG dynamisch (also Steigerung der Lautstärke), auch wenn jede betonte Silbe etwa länger (jedoch nicht einmal um eine More) betont wird. Der Akzent kann bedeutungsunterscheidend sein und hilft oft zur Unterscheidung der vorkommenden Homographen (ώμος /ómos/ Schulter vs. ωμός /omós/ roh, wild) und Homophonen (χώρος /xóros/ Platz, Ort vs. χορός /xorós/ Tanz). Allerdings lässt sich das mit Sprachen wie dem Chinesischen, bei dem die sehr große Anzahl von Homophonen durch die Tonhöhenunterschiede ausgeglichen werden muss, nicht vergleichen.

4.2 Morphologie. Das ngr. Nomen verfügt über drei Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum), die sich hauptsächlich durch den Artikel (bestimmt: ο /o/, η /i/, το /to/; unbestimmt: ένας /énas/, μία /mía/, ένα /éna/) oder das entsprechende Endungsmorphem des Nomens oder eines begleitenden Attributs kenntlich gemacht werden, ο κήπος /o kípos/, περίεργη /períerɣi/, ωραίες καρέκλες /orées karékles/, πολλά παιδιά /polá peðjá/.

Nomen. Das nominale System verfügt über drei Kasus (Nominativ, Genitiv und Akkusativ), denen in einer bestimmten Substantiv- und Adjektivgruppe (Mask. und Fem. auf –ος) ein vierter (Vokativ) zur Seite steht. Bezeichnend für das ngr. Nomen ist das reiche Flexionsparadigma, das auch ohne den Einsatz des Artikels für sehr eindeutige syntaktische Verhältnisse im Satzgefüge sorgt. Die Zahl der verschiedenen Flexionsformen des ngr. Nomens schwanken in der Regel zwischen 4 und 7. [10] Trotz des Eindrucks einer gewissen (sprachgeschichtlich bedingten) Unübersichtlichkeit [11] hinsichtlich der verschiedenen Deklinationsschemata unterliegt das ngr. Nomen einem klaren und gut nachvollziehbaren System, das sich in drei Deklinationen einteilen lässt (die Einteilungskriterien sind nicht einheitlich, daher gibt es für das Deklinationssystem auch weitere Einteilungsmöglichkeiten).

Pronomina. Das Pronomen unterscheidet im Fall der Personal- und Possessivpronomina zwischen starken und schwachen Formen (vgl. die betonten und die unbetonten Formen der romanischen Sprachen). Im normalen Sprachgebrauch werden meist die schwachen Formen verwendet, es sei denn man will Nachdruck verleihen oder einen Kontrast ausdrücken (Εσάς εννοώ [=Euch/Sie meine ich]. Εσένα είδα, όχι τον αδερφό σου [=Dich habe ich gesehen, nicht deinen Bruder]). Interessanterweise können einige Präpositionen nur mit den starken (με αυτόν) und andere wiederum nur mit den schwachen Formen eine Präpositionalphrase bilden (δίπλα του).

Verb. Das ngr. Verb weist eine ebenfalls reiche Flexion auf und zeichnet sich morphologisch durch Numerus (Sg. und Pl.), Person (3 für jeden Numerus), 8 Tempora (Präsens, Imperfekt, einfaches (sprich punktuelles) Futur, durativ-iteratives Futur, Aorist, Perfekt, Plusquamperfekt und Futurperfekt), 4 Modi (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ, Konditional), Diathese und Aspekt aus.

Mit wenigen Ausnahmen verfügt jedes griechische Verb über zwei Tempusstämme im Aktiv (Präsens- und Aoriststamm [z.B. für λύνω /lino/ λυν- und λυσ-]; hinzu kommt ein dritter Stamm im Passiv [λυθ-]), nach denen alle Tempora, Modi und nominale Verbformen gebildet werden. Zur Bildung der Vergangenheitstempora gehört auch das sog. Augment, ein interessantes Merkmal des ngr. Verbs, das selbst in der Antike sehr wenigen indoeuropäischen Sprachen anhaftete. Es handelt sich um ein Präfix zur Kennzeichnung der Vergangenheit, das im NG für die Bildung des Imperfekts und des Indikativs Aorist (bei zweisilbigen Verbformen [meist] der 1. Konj.) notwendig ist. Im NG hat das Augment die Form eines ε- /e/ (bei Ausnahmen und Relikten kann auch als η- /i/ oder ει- /i/ auftreten). Da das Augment im Grunde als Akzentträger des Wortes fungiert, [12] entfällt es, wenn es keinen Akzent trägt: έτρεχ-α (1. Ps. Sg. Imperf., aber τρέχ-αμε (1. Ps. Pl. Imperf.) < ε-τρέχ-αμε.

Konjugation. Man unterscheidet im NG zwei Konjugationen, welche in der 1. Ps. Sg. beide auf -ω enden. Das entscheidende Kriterium ist vor allem die Akzentposition und die teils abweichenden Endungen im Indikativ Präsens. Verben der 1. Konjugation werden in der 1. Ps. Sg. nie endbetont (sog. Barytonese): παίζω /pézo/, τρέχω /tréxo/. Verben der 2. Konjugation sind entweder endbetont (2b Konj.: θεωρώ /θeoró/) oder weisen eine Kontraktion auf (2a Konj.: μιλάω-μιλώ /miláo-miló/).

Diathese (Genus verbi). Der Diathese kommt im NG besondere Bedeutung zu, da es zu den wenigen Sprachen gehört, die immer noch erstens für das Passiv über synthetische Formen verfügen (wie z.B. das Lateinische [z.B. deletur (=er/sie/es wird zerstört)] gegenüber den meisten modernen Sprachen, die analytische Formen nutzen [z.B. dt. er wird gefragt]) und zweitens durch diese (synthetischen) Formen auch eine mediale Diathese ausdrücken (s. unter Syntax). Daher stehen dem NG sowohl Deponentien [13] als auch Semideponentien [14] zur Verfügung.

Modus. Der Modus (Aussageweise) als grammatische Kategorie geht im Neugriechischen aus morphologisch bedingten sowie sprachgeschichtlichen Gründen leicht in die Modalität des Verbs über, so dass die Anzahl der Modi im NG nicht einheitlich festgelegt ist. Traditionell geht man von drei Modi aus, Indikativ, Konjunktiv (im Präsens, Aorist und Perfekt; in den meisten Fällen von να/ας‚ begleitet, außer in bestimmten Nebensätzen, wo der Konjunktiv auch ohne die Begleitpartikel stehen kann) und Imperativ (im Präsens und Aorist), wobei der sog. Konditional (im Imperfekt und Plusquamperfekt), durchaus berechtigt, in der Regel als 4. Modus gilt.

Anmerkung zum Infinitiv. Das NG verfügt über keinen Infinitiv mehr (eine mit dem sog. Balkansprachbund geteilte Gemeinsamkeit). Er kommt lediglich noch in festen Ausdrücken (φερειπείν, το λέγειν etc.), im fachspezifischen Umfeld (το ιστορικό γίγνεσθαι, το είναι, το συνέρχεσθαι και συνεταιρίζεσθαι u.a.) oder als Bildungselement (ohne das auslautende –ν /n/) der analytischen Tempora (Perfekt, Plusquamperfekt, Futurperfekt, Konditional der Vergangenheit: έχω/είχα/θα έχω/θα είχα φύγει) vor.

4.3 Syntax. Aspekt. Neben der Aktionsart (im engeren Sinne), welche als Kategorie in der Verbbedeutung verankert ist (bzw. durch zusätzliche syntaktische oder lexikalische Mittel ausgedrückt wird) und daher in den meisten Sprachen vorkommt (vgl. die Verben einschlafen, sterben, erblühen [perfektiv] vs. arbeiten, blühen [imperfektiv]), wird der Aspekt (der auf das russ. vid zurückgeht) durch morphologische Mittel ausgedrückt und stellt einen festen Bestandteil des Verbalsystems einer Sprache dar. Dieses für die slawischen und romanischen Sprachen (oder auch das Englische) typische Merkmal des Verbalsystems ist auch im Griechischen besonders ausgeprägt. In diesem Zusammenhang unterscheidet das Griechische zwischen einem imperfektiven und einem perfektiven Aspekt (oder nach einer umstrittenen Ansicht auch einem perfektischen [15] Aspekt), der nicht nur die Tempora im Indikativ (z.B. Imperfekt vs. Aorist: έτρεχα vs. έτρεξα), sondern auch Modi wie den Konjunktiv und Imperativ (να τρέχω vs. να τρέξω; τρώγε vs. φάε) umfasst. Während der imperfektive Aspekt den Vorgang in seiner Entwicklung darstellt (durativ-iterativ: εχθές έβρεχε [όλη τη νύχτα] gestern regnete es [die ganze Nacht durch]), drückt der perfektive Aspekt das Ereignis als vollendet/abgeschlossen (punktuell oder resultativ) aus (έβρεξε es hat geregnet). Im Gegensatz zum Russischen, das sehr oft den Gegensatz imperfektiv vs. perfektiv durch Präfigierung zum Ausdruck bringt, oder dem Englischen, welches sich des Endungsmorphems/Suffixes –ing bedient, kommt der aspektuelle Unterschied im NG durch die (fast bei jedem Verb vorkommenden) Differenzierung zwischen Präsens- und Aoriststamm, von denen alle weiteren Tempora und Modi gebildet werden, zum Ausdruck.

Diathese (vgl. oben Morphologie). Obwohl zwischen Medium und Passiv morphologisch nicht (mehr) unterschieden wird, sind die beiden Funktionen syntaktisch ganz eindeutig von einander zu unterscheiden, da das Medium die reflexive und reziproke Funktion des Verbs ausdrückt: χτενίζεται (=er/sie/es kämmt sich, refl.), αγαπιόμαστε (=wir lieben uns, rezipr.). Ein griechisches Verb in mediopassiver Form (terminologisch auch als „nicht-aktiv“ oder „passiv“ bekannt) kann also vier verschiedenen Funktionsfeldern entsprechen. Es kann: (1) ein Deponens/Semideponens sein (meist mit transitiver Bedeutung): χρειάζομαι (=benötigen), γίνομαι (=werden), (2) reflexive Bedeutung haben: χτενίζεται (=er/sie/es kämmt sich), λύθηκε (=er/sie/es hat sich losgebunden/befreit), (3) reziproke Bedeutung haben: φιλήθηκαν (=sie haben sich geküsst), αγκαλιαζόμαστε (=wir umarmen uns), (4) passive Bedeutung haben: μεταφέρεται (=er/sie/es wird transportiert), δολοφονήθηκε (=er/sie/es ist ermordet worden). Im Vergleich zum Deutschen wird das Passiv seltener gebraucht und auch das Agens stellt sehr oft mehr ein Supplement und weniger ein Komplement dar.

Objektverdoppelung. Die für das NG typische (aber auch in anderen südosteuropäischen Sprachen, z.B. Bulgarisch, Mazedonisch [auch als Slawomazedonisch bekannt], vorkommende) Objektverdoppelung weist dem Personalpronomen eine sehr aktive Rolle zu. Dabei können die beiden Objekte (Substantiv bzw. starke Form oder/und schwache Form des Personalpronomens) entweder vor dem Verb stehen (Τα παιδιά τα είδα εχθές στο σχολείο) oder jeweils vor- und nachgestellt werden (Τα είδα εχθές στο σχολείο τα παιδιά).

Präpositionen. Ob eine Unterscheidung zwischen primären und sekundären Präpositionen sinnvoll wäre, ist umstritten, würde aber die große Anzahl von Präpositionen beschreiben, die durch den Katharevousa-Gebrauch (vgl. unter Diglossie und Sprachfrage) zu einem festen Bestandteil des heutigen Griechisch geworden sind. Es gibt Präpositionen, die sowohl als Präverbien/Verbzusatz fungieren (d.h. Bestandteile von verbalen [oder auch nominalen] Komposita: αποφεύγω = από + φεύγω), als auch einen Kasus regieren und somit eine Präpositionalphrase bilden (από την Αθήνα aus/von Athen); es gibt aber auch solche, denen nur letztere Funktion zufällt (μέχρισήμεραbis heute). Dazu kommt eine Gruppe von Adverbien, die in Kombination mit einer primären Präposition als zusammengesetzte Präposition auftreten (Adverb + Präposition: πάνω σε), sich jedoch in Verbindung mit der schwachen Form des Personalpronomens sozusagen selbst zu einer Präposition verwandeln:  πάνω στο τραπέζι auf dem Tisch > πάνω του auf ihm/bei sich. Die meisten neugriechischen Präpositionen regieren den Akkusativ (z.B. σε, από, για, με, χωρίς, πριν), viele den Genitiv (z.B. λόγω, εξαιτίας, διαμέσου, πλην, πλησίον, προ; manche beides: διά, παρά, επί, κατά, μετά) und in einigen mehr oder weniger erstarrten (An)Wendungen steht auch ein (alter) Dativ (εν, παρά, επί, συν). Ähnlich wie im Deutschen gibt es eine große Anzahl von Fällen, bei denen die ursprünglich adverbiale/nominale Funktion noch mit der präpositionalen koexistieren: dt. südlich (adj., adv.) : südlich des Äquators (präp.); gr. ανατολικά (adv.) : ανατολικά της Ελλάδας (präp.).

Wortstellung und Kasussystem. Wie bereits erwähnt sorgt die starke Flexion des ngr. Nominalsystems für eindeutige syntaktische/semantische Verhältnisse im Satz, und daher kann auch die Wortstellung (ähnlich wie im Deutschen) viel freier als in anderen Sprachen sein. Die Voranstellung des Objekts ist in diesem Sinne üblich, da  das Akkusativmorphem (des Nomens oder des Artikels) kaum Zweideutigkeiten zulässt: Την Μαρία /Obj./ την φώναξε /Präd./ η Ελένη /Subj./ = Η Ελένη /Subj./ φώναξε /Präd./ την Μαρία /Obj./ (=Eleni /Subj./ hat Maria /Obj./ gerufen). Im Deutschen (im Englischen und Französischen stellt das die Regel dar) würde z.B. die Voranstellung des Objekts den Sinn ändern. Die (nicht bei Personalpronomina) Standardwortstellung S(ubjekt) – P(rädikat) – O(bjekt) kann, je nachdem welche Einheit (Satzglied/Konstituente) betont werden soll, beliebig variiert werden. Daher ist in einem Satz wie Η Μαρία δίνει το νερό στην Άννα (=Maria gibt Anna das Wasser), also S – P – OAOP, [16] die Voranstellung jeder einzelnen Einheit (Konstituenten) möglich:  OA – [+ Objektverdoppelung] – P – S – OP oder Op – P – OA – S oder P – OP – OA – S (eine weitere Verteilung bei der Zweit- bzw. Drittstellung ist auch möglich). Wenn ein Objekt oder beide Objekte durch das entsprechende Personalpronomen (PP) ersetzt werden, verändert sich zum Teil die Satzstellung, da das/die Personalpronomen/-ina im Indikativ und Konjunktiv immer dem Verb vorangestellt werden müssen: Η Μαρία της το δίνει Maria gibt es ihr S – O/PPG – O/PPA – P oder  O/PPG – O/PPA – P – K.

Was die Kasus betrifft, kann der Akkusativ u.a., ohne Teil einer Präpositionalphrase zu sein, adverbiale Funktionen ausdrücken (Zeit: τη Δευτέρα am Montag, το καλοκαίρι im Sommer, το απόγευμα am Nachmittag; Ort: πάω Αθήνα ich fahre nach Athen (umgs.). Zweck: τι ήρθες εδώ; warum/wozu bist du hier), fungiert aber in der Regel als direktes (oder selten auch indirektes) Objekt. Der Genitiv weist ein sehr breites Spektrum an Funktionen auf; u.a. tritt er als Genitivus possessivus (Besitz) το βιβλίο της Μαρίας Marias Buch; g. auctoris (Veranlasser, Verfasser) ένα ποίημα του Καβάφη ein Gedicht von Kavafis; g. partitivus (Teil eines Ganzen) ο καλύτερος της τάξης του der Beste seiner Klasse; g. materiae (Stoff und Inhalt) παράθυρα αλουμινίου Fenster(rahmen) aus Aluminium; g. qualitatis (Eigenschaft) είναι δέκα χρονών er/sie/es ist zehn Jahre alt; g. comparationis (Vergleich > 2. Vergleichsglied) είναι καλύτερός μου er ist besser als ich; g. subjectivus (Subjektstellung bei syntaktischer Transformation [Substantiv > Verb]) ο επίθεση των εχθρών der Angriff der Feinde; g. objectivus (Objektsstellung bei syntaktischer Transformation [Substantiv > transitives Verb]) η κατάληψη της πόληςdie Eroberung der Stadt; g. pretii (Wert und Preis) βιβλίο 100 ευρώ ein 100 € teures Buch; g. temporis (Zeit) του χρόνου nächstes Jahr; g. explicativus/epexegeticus (Apposition) η πόλη της Αθήνας die Stadt Athen; g. causae (Grund, Ursache) η λύπη του χωρισμού Trauer wegen der Trennung. [17] Im Standardneugriechisch hat der Genitiv auch einige Funktionen des alten Dativs übernommen, u.a. die des indirekten Objekts μου πρόσφερε ένα ποτό er/sie hat mir ein Getränk angeboten; darüber hinaus erscheint der Genitiv meistens als genitivus ethicus (innere Anteilnahme) φίλησέ μου τα παιδιά küss mir die Kinder; g. sympatheticus (unmittelbare Betroffenheit / semantisches Subjekt) μου φαίνεται/αρέσει mir scheint/gefällt; und g. commodi/incommodi (zu jemandes Vorteil/Nachteil) μας βγήκε σε καλό das kam uns zugute, μου προσέχει κάθε Δευτέρα το παιδί er/sie passt für mich jeden Montag auf mein Kind.

Der Dativ stellt im NG ein Sprachrelikt dar und wird nur in festen, fachspezifischen oder veralteten Ausdrücken (τοις εκατό, παρα τω πρωθυπουργώ, συν γυναιξί και τέκνοις, λόγω κυκλοφορίας etc.) verwendet.

Nebensätze. Der Verlust des Infinitivs hat die hypotaktische Konstruktion des NG erwartungsgemäß verstärkt. Der Infinitiv wurde im NG entweder durch die alten ότι-Sätze (Aussagesätze) oder die neu entwickelnden να-Sätze (etwa Finale Objekt- & Subjektsätze) ersetzt, die dem Satzgefüge einen flüssigen Rhythmus verleihen, zumal die etwas erstarrte AcI-Konstruktion (=Accusativus cum Infinitivo) des Altgriechischen immer ein Akkusativ-Subjekt forderte, das (sc. Subjekt) im NG nicht mehr bzw. nicht immer notwendig ist. Der Umstand, dass das Subjekt des darauffolgenden Nebensatzes (Infinitiversatz) durch das Endungsmorphem des Verbs angegeben werden kann (θέλω να φύγεις ich will, dass du gehst) hat die altgriechische AcI-Konstruktion aus sprachökonomischer Sicht sehr effizient abgelöst. Die Hypotaxe zeichnet sich u.a. durch eine große Anzahl von Konjunktionen, eine das Satzgefüge sehr entlastende Partizipialkonstruktion (φεύγοντας [aktives Part. Präs. bzw. Gerundium], ερχόμενος/λυ­πημένος [Pass. Partizip Präsens/Perfekt]) oder manchmal auch Sätze, die nicht oft in anderen Sprachen wiederzufinden sind (z.B. die sog. Befürchtungssätze, eingeleitet durch μήπως, μη: φοβάται μήπως βρέξει er/sie fürchtet, dass es regnen wird) aus.

4.4 Wortschatz. Am Wortschatz kann man die Spuren der langjährigen Sprachgeschichte des Griechischen am deutlichsten erkennen, zumal der größte Teil des Erbwortschatzes morphologisch gleich geblieben oder trotz Veränderung leicht als solcher zu erkennen ist. Es ist erstaunlich, dass manchmal Wörter, die bereits auf den Tontäfelchen der sog. Linear B-Schrift (zwischen 15. und 12. Jh. v. Chr.) vorkommen, bis in die Neuzeit erhalten sind, wobei hier betont werden muss, dass auch ein großer Teil des Wortschatzes erst in der Neuzeit, vor allem nach dem 19. Jh., sozusagen „reaktiviert” wurde (d.h. nicht kontinuierlich überliefert ist), um technischen und soziopolitischen Gegebenheiten entsprechen zu können. [18] In diesem Sinne ist die scherzhafte Behauptung, der Wortschatz des (Neu)Griechischen ähnele einem Register, auf dem die Geburts-, aber niemals die Todesdaten eingetragen seien (zitiert bei A. Mirambel, s. Literatur 6.2), zwar ein Bonmot, aber durchaus trefflich.

Der sehr umfangreiche überlieferte Wortschatz wurde durch eine große Anzahl von Neologismen zusätzlich bereichert (vor allem im 19. Jh.; dabei handelte es sich um Lehnübersetzungen oder –übertragungen [z.B. σιδηρόδρομος < dt. Eisenbahn], „inländische“ [z.B. λεωφορείο Bus] sowie „ausländische“ [19] [z.B. οξυγόνο Sauerstoff] Neubildungen [alles aus griechischen Wortstämmen]). Ein wesentliches Merkmal des neugriechischen Wortschatzes ist die aus der Diglossie und der doppelten Sprachtradition resultierende oft vorhandene Koexistenz zweier Sprachformen/Wörter für denselben Ausdruck, die oft auch zwei verschiedene Sprachebenen konnotieren. Von ihrem Ursprung unabhängig bedeuten diese „Dubletten“ einerseits eine aus expressiver und stilistischer Sicht außergewöhnliche, wenn auch für die Unvertrauten mühsam erreichte, Bereicherung, können aber andererseits oft den Eindruck erwecken (in Fällen wie στέλνω vs. αποστέλλω ver-, zuschicken; συμφωνεί vs. συνάδει entsprechen, übereinstimmen; ομνύει vs. ορκίζεται schwören; πάρα πολλοί vs. πλείστοι sehr viele; πολύ περισσότερο vs. πολλώ μάλλον viel mehr, umso mehr; υποχω­ρώ/υποκύπτω vs. ενδίδω nachgeben; εξαπατώ vs. φενακίζω betrügen; διαδοχικές vs. επάλληλες aufeinander folgend), sie würden dazu dienen, „Bildung“ durch eine bestimmte Wortwahl oder morphosyntaktische Auswahl zu suggerieren – ein soziolinguistischer Aspekt, der bei den Griechisch Sprechenden eine lange Vorgeschichte hat.

5. Diglossie und die sog. Sprachfrage

Unter Diglossie versteht man die Koexistenz zweier Sprachvarietäten innerhalb derselben Sprache (nach der zuerst von C.A. Ferguson eingeführten Terminologie H[igh]- vs. L[ow]-Varietät) [20] oder zweier verschiedenen Sprachen innerhalb derselben Gemeinde. [21] Von den verschiedenen Charakteristika, die einer Diglossie-Situation zugrunde liegen (Funktion, Prestige, literarisches Erbe, Erwerb, Standardisierung, Stabilität etc.), ist die unterschiedliche soziale Funktion der einzelnen Varietäten/Sprachen vielleicht das Markanteste.

Obwohl das Griechische eines der Paradebeispiele für das Phänomen Diglossie darstellt, weist es auch eindeutige Unterschiede zu der Standard-Definition der Diglossie auf. Allein die Existenz einer Schriftlichkeit der L-Varietät bzw. eines an die L-Varietät angrenzenden Sprachregisters (da wir weder die Sprache der frühchristlichen Literatur noch die byzantinische sog. Volkssprache als „echte” Volkssprache im Sinne von Alltagsprache verstehen sollten) reicht, um die griechische Diglossie als einen besonderen Fall einzuordnen.

Und obwohl man die Eigentümlichkeiten der Sprachverhältnisse in der Antike mit denen der Neuzeit nicht automatisch gegenüberstellen sollte, gerade in Bezug auf den Begriff Diglossie, können wir die Herausbildung zweier Sprachvarietäten im Griechischen mit Sicherheit etwa in die Zeit um Christi Geburt ansetzen, da das neutestamentliche Griechisch (1. Jh. n. Chr.) eine strukturelle Kluft zwischen der gehobenen, attizistischen Schriftsprache einerseits und der Alltagssprache andererseits sehr plausibel macht; wie tiefgreifend die Veränderungen zwischen den beiden Varietäten bereits zu diesem Zeitpunkt waren, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, daher können wir den Begriff Diglossie für diese Zeit nur mit Vorsicht anwenden. Für die Kaiserzeit ist die Situation eindeutiger, denn trotz Abnahme der volkssprachlichen Zeugnisse erscheint die Kluft zwischen Literatur- und Alltagssprache „greifbar” (auch durch Sekundärquellen gestützt), so dass wir für die Spätantike (4.-6. Jh. n. Chr.) ohne jeden Zweifel von zwei unterschiedlichen Sprachsystemen reden können (H- vs. L-Varietät), von denen das eine (H-Varietät) für die Sprecher des anderen (L-Varietät) zum größten Teil bereits unverständlich war.

Diese Situation setzt sich in den darauffolgenden Jahrhunderten fort und wird für das sog. Mittelgriechische, also das Griechische während der byzantinischen Zeit, typisch. Trotz der anfänglichen Verschriftlichung der „Volkssprache” (L-Varietät) wird sie (mit wenigen Ausnahmen) bis zum 12. Jh. n. Chr. nur sehr sporadisch in schriftlichen Form erscheinen. Erst ab diesem Zeitpunkt nimmt man wieder die frühchristliche Tradition wieder auf – nicht zuletzt durch das sprachliche Beispiel der „Franken” angetrieben, vor allem der Franzosen und Italiener, die durch die Kreuzzüge (ab dem 11. Jh.) und die darauffolgende Gründung mehrerer „fränkischer” Lokalfürstentümer auf byzantinischem Boden die Haltung der Griechen gegenüber der Volks- und Schriftsprache entscheidend beeinflussten – und beginnt, die Volkssprache zunehmend schriftlich zu gebrauchen. Eine weitere Wendung in den Diglossie-Verhältnissen des Griechischen erfolgt mit dem Zusammenbruch des Byzantinischen Reiches (1453); dieser bedeutet aus sprachlicher Sicht zunächst die Loslösung von der starren und antiquierten Sprache des kaiserlichen Apparates, die als Vorbild galt.

Für die Zeit zwischen dem Fall Konstantinopels und dem Ende des 18. Jh. bleibt die Wahl des geeigneten Sprachregisters eine individuelle Entscheidung. Die Volkssprache, die wir ab dem 12. Jh. oder spätestens ab dem 15. eindeutig als Neugriechisch bezeichnen können, geht ihren Weg der „Verselbstständigung” – man denke hier an die erste neugriechische Grammatik (vor 1550, N. Sophianos), die ersten (zweisprachigen) neugriechischen Glossare/Wörterbücher (17. Jh., z.B. diese von J. Meursius, G. Germano und G. Vlachos [viersprachig]) sowie die vermehrten Prosatexte (Literatur, notarielle Akten, Historiographie, wissenschaftliche Traktate und Übersetzungen, Privatbriefe usw.). Obwohl das Schreiben in der Volkssprache immer beliebter und üblicher wird, findet man in diesem Zeitraum Texte jeglichen Sprachstils, der sich zwischen Altgriechisch und echter Volkssprache bewegt. Etwa ab dem Ende des 18. Jh. (zuerst mit Eugenios Voulgaris) wird die Wahl des schriftlichen Sprachregisters zu einem Problem in dem Sinne, dass man nun zunehmend großen Wert darauf legte, wie man schrieb und ob der schriftliche Ausdruck/Sprachstil der jeweiligen Situation, dem jeweiligen Anlass „gebührend” war.

Zu dieser neuen Situation trug unter anderem der wirtschaftliche Aufschwung des 18. Jh., die Erstarkung/Festigung der bürgerlichen Gesellschaft, die Errichtung von vielen neuen und zum Teil sehr qualitativen Lehrstätten sowie der (zunächst über die Griechen der Diaspora) nach Griechenland wehende Aufklärungsgeist bei. In den Jahrzehnten vor dem Unabhängigkeitskrieg (1821) brach dann eine Auseinandersetzung – die man als Sprachstreit/Sprachfrage (glossiko zitima) bezeichnet – über das Wesen, den Zweck und die Position der Sprache innerhalb der griechischen Gesellschaft und des griechischen Staates, den man bald zu gründen hoffte, aus. Typisch für diese frühe Phase der Sprachfrage ist neben dem sehr auf die Klassenprivilegien ausgerichteten Streit ihr theoretischer Charakter, denn das Fehlen eines Staatsapparats beschränkte sowohl die Anwendbarkeit jedes Vorschlags als auch die Mittel und Wege, welche die eine oder andere Sprachvarietät hätten durchsetzen können.

Mit der Gründung des griechischen Staates (1830) bekam diese Auseinandersetzung auch einen unmittelbaren Anwendungsbereich (Bildungssystem), aber der Krieg und die darauf folgende politische und soziale Umwälzung dämmte zunächst eine unmittelbare Fortsetzung. Erst zu Ende des 19. Jh., vielleicht weil die politische und soziale Stabilität sowie das Wiedererstarken des bürgerlichen Stands es wieder erlaubten, setzte die Sprachfrage wieder ein – nun hatten sich die Sprachtheorien um zwei „Lager” formiert, die nun auch terminologisch mit den Begriffen „Katharevousa” [=Hochsprache, H-Varietät] und „Dimotiki” [=Volks­sprache, L-Varietät] verknüpft wurden -€“, diesmal mit unvergleichlich stärkeren Tönen, da jetzt mehrere Komponenten die Situation verkomplizierten, wie z.B. die Nationalideologie, die zwischen antikem und modernem Griechentum eine klare und den Vorstellungen der Zeit entsprechend kontinuierliche Linie herstellen wollte und in der Katharevousa den Selbstbeweis der sprachlichen Kontinuität wiedererkannte oder das Bildungswesen, das de facto die eine oder andere Varietät relativ schnell durchsetzen konnte. Aber auch für die Erweiterung der Staatsgrenzen und die Einbeziehung jener Regionen, die im aufwachsenden Nationalbewusstsein (Ost)Europas von jeher als „griechisch” galten, war die Sprachpolitik in der Jahrhundertwende ein wesentlicher Faktor, denn z.B. im Kampf um das bevölkerungsmäßig höchst inhomogene Makedonien repräsentierte die „Dimotiki” die einzige realistische Möglichkeit, die meist zweisprachigen ethnischen Gruppen der Region auf die griechische Seite zu ziehen. Es entfachte also eine richtige Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der beiden „Sprachfronten”, die bald auch stark politisiert wurde und Land wie Leute zum Teil stark erschüttertte, da es – wie zu Recht bemerkt worden ist – sehr oft nicht darauf ankam, was, sondern wie es gesagt wurde. Die Verhärtung der Fronten beschleunigte allerdings das Herauskommen aus der Diglossie, die sich auch bei anderen Sprachen als ein äußerst stabiler Zustand erwiesen hat.

Schließlich war der entscheidende Faktor für die Durchsetzung der Volkssprache die Literatur (dann auch die wissenschaftliche Prosa), die gerade während der ersten drei Viertel des 20. Jh. der Volkssprache die Prägung, das Prestige und die Standardisierung verliehen, die nötig waren, damit diese Varietät trotz der Verzögerung doch als das eigentliche Neugriechisch gelten konnte. Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Umstand, dass sich das heutige Neugriechisch während dieser Standardisierungsprozedur zahlreiche Elemente aus der Katharevousa sowie aus älteren Phasen der griechischen Sprachgeschichte einverleibt hat.

6. Literatur (Auswahl)

6.1 Zum Alphabet und der Schrift s. A. Heubeck, Schrift, Göttingen 1979 (=Archaeologia Homerica, hrsg. v. F. Matz/H.-G. Buchholz, Bd. III, Kap. X) und die sehr guten Übersichten bei A.-F. Christidis (Hrsg.), A History of Ancient Greek. From the Beginnings to Late Antiquity, Cambridge 2007, Part II, Kap. 6-18 und [Missiou], «Γραφή και ελληνική γλώσσα» in: www.greek-language.gr > θεωρία και ιστορία > θέματα ιστορίας της ελληνικής γλώσσας. Zu einigen Fragen der neugriechischen Orthographie s. Holton/Mackridge/Philippaki-Warburton [s. 6.2], S. 29 ff. und Tsopanakis [s. 6.2] S. 85-6.

Zu den neugriechischen Dialekten und sprachgeschichtlichen Fragen s. oben jeweils die Anm. 7 und 2.

6.2 Sprachbeschreibung (Synchronie)

  • Bussmann, H. (Hrsg.), Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 32002
  • [Clairis/Babiniotis] Κλαίρης, Χρ./Μπαμπινώτης, Γ., Γραμματική της Νέας Ελληνικής. Δομολειτουργική – επικοινωνιακή, Athen 2005
  • Eleftheriades, O., Modern Greek: A Contemporary Grammar, Palo Alto 1985
  • Helbig, G./Buscha J., Deutsche Grammatik, Berlin u.a. 2001
  • Henrich, G.S., „Das Neugriechische“, in: Handbuch der Südosteuropa-Linguistik (hrsg. v. U. Hinrichs), Wiesbaden 1999, S. 301-338
  • Holton, D./Mackridge, P./I. Philippaki-Warburton, Greek Grammar. A Compre­hensive Grammar of the Modern Language, London 1997
  • Glück, H. (Hrsg.), Metzler Lexikon. Sprache, Stuttgart 32005
  • Lyons, J., Introduction to Theoretical Linguistics, Cambridge 1968
  • Mackridge, P., The Modern Greek Language, Oxford 1985
  • Mirambel, A., La langue grecque moderne. Description et analyse, Paris 1959
  • Nespor, M., Φωνολογία. Προσαρμογή στην ελληνική γλώσσα, Α. Ράλλη, Μ. Nespor, Athen 1996
  • [Petrounias] Πετρούνιας, Ε., Νεοελληνική γραμματική και συγκριτική ανάλυση. Μέρος Α΄: Θεωρία, Thessaloniki 1984
  • Ruge, H., Grammatik des Neugriechischen. Lautlehre, Formenlehre, Syntax, Köln 21997
  • Terves, E., Einführung in die Phonologie, Darmstadt 21999
  • [Tsopanakis] Τσοπανάκης, Α.Γ., Νεοελληνική Γραμματική, Athen/Thessaloniki 1994
  • [Tzartzanos] Τζάρτζανος, Α.Α., Νεοελληνική σύνταξις (της κοινής δημοτικής), 2 Bd.e, Athen 21946

6.3 Diglossie und Sprachfrage

  • Browning, R., Greek Diglossia Yesterday and Today, International Journal of the Sociology of Languages 35, 1982, S. 49-68
  • [Moschonas] Μοσχονάς, E., Η δημοτικιστική αντίθεση στην Κοραϊκή «Μέση οδό», Athen 1981
  • Hering, G., „Die Auseinandersetzung über die neugriechische Schriftsprache“, in: Sprachen und Nationen im Balkanraum, hrsg. von Chr. Hannick, Köln & Wien 1987, S. 125-194
  • [Kordatos] Κορδάτος, Γ., Δημοτικισμὸς καὶ Λογιωτατισμός, Athen 1927
  • [Petrounias] Πετρούνιας, Ε., Νεοελληνική γραμματική και συγκριτική ανάλυση. Μέρος Α΄: Θεωρία, Thessaloniki 1984, S. 172-236
  • Tsiouris, E., Modern Greek: A Study of Diglossia, Doctor Thesis, University of Exeter, 1989
  • [Stavridi-Patrikiou] Σταυρίδη-Πατρικίου, Ρ., Γλώσσα, εκπαίδευση και πολιτική, Athen 1999

Zum Begriff Diglossie vgl. oben Anm. 20-21. Zur Nationalsprache im Rahmen der neugriechischen Aufklärung s. [Kitro­milidis] Π. Κιτρομηλίδης, „Οι «Συζητήσεις για τη διαμόρφωση εθνικής γλώσσας στους κόλπους του Νεοελληνικού Διαφωτισμού», in in: www.greek-language.gr > Θεωρία & ιστορία > Θέματα ιστορίας της ελληνικής γλώσσας (mit der wichtigsten Literatur); zum kulturgeschichtlichen Hintergrund der griechischen Diglossie s. Ch. Karvounis, Griechische Sprache. Diglossie und Verbreitung: ein kulturgeschichtlicher Abriss, in: http://eeo.uni-klu.ac.at/index.php/Griechische_Sprache_%28Diglossie_und_Verbreitung%29, 1: ”Sprachtradition, Diglossie und Identität”.

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[*] Doris Kinne und Joachim Burghardt sei auch an dieser Stelle ein aufrichtiger Dank für die hilfreichen Korrekturen und Vorschläge ausgesprochen.

[1] zwischen 2.700.000 und 4.500.00; die statistischen Angaben basieren auf dem offiziellen Bericht der griechischen Auswanderungsbehörde, Γραμματεία Απόδημου Ελληνι­σμού, Απογραφή ομογενειακού πληθυσμού, Athen 1990; vgl. Πάπυρος, Ελλάς, [Supplementbände zur Enzyklopädie Papyros-Larousse-Britannica], Bd. 2, Athen, 1998, S. 236 ff.

[2] Zur Sprachgeschichte s. R. Browning, Medieval and Modern Greek, Cambridge 21983, G. Horrocks, Greek: A History of the Language and its Speakers, London 1997; A.-F. Christidis (Hrsg.), A History of Ancient Greek. From the Beginnings to Late Antiquity, Cambridge 2007 (griechische Originalausgabe Thessaloniki 2001); F.R. Adrados, Geschichte der griechischen Sprache. Von den Anfängen bis heute, Tübingen & Basel 2002 (vor allem für das Altgriechische); Übersicht bei Ch. Karvounis, „Griechisch (Alt-, Mittel-, Neugriechisch)”, in: M. Okuka (Hrsg.), Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens, Bd. 10), S. 21-46.

[3] drei Akzente, Akut , Gravis und Zirkumflex , welche den im Schwinden befindlichen musikalischen Akzent des klassischen Griechisch graphematisch festhalten sollten, und zwei Spiritus, S. lenis ᾿ und S. asper .

[4] Die Minuskelschrift wurde während des 8. Jh. entwickelt und erst im 9. Jh. standardisiert (die erste sicher datierte Minuskelschrift ist noch immer der Codex Uspenskij aus dem Jahr 835).

[5] <β>, <γ>, <δ> haben z.B. etwa ab der hellenistischen Zeit teils oder gänzlich frikative Laute wiedergegeben, also [v], [ɣ], [ð], so dass für die Wiedergabe der Okklusive [b], [g] und [d] die Konsonantenkombination μπ, γκ/γγ und ντ genutzt wurden. Die weitreichende Palatalisierung der Velare [s. unter Phonologie] wird graphematisch nicht gekennzeichnet (wie z.B. oft im Russischen durch das sog. „weiche“ Zeichen): z.B. [c], in καιρός, und [k], in κόρη, werden durch <κ> wiedergegeben. Auch die Palatalisierung (Synizese) der unbetonten i-Laute wird graphematisch nicht gekennzeichnet: παιδιά wird nicht /peðiá/, sondern /peðjá/ ausgesprochen.

[6] Zum Konjunktiv s. Tsopanakis (s. Literatur 6.2), S. 339-42.

[7] Zu einer Übersicht s. P. Trudgill, Modern Greek dialects. A preliminary classification, Journal of Greek Linguistics 4, 2003, S. 45-64 und Χ. Τζιτζιλής, «Η ελληνική γλώσσα και οι διάλεκτοί της»,, in: www.greek-language.gr >> Θεωρία & ιστορία > 04) εγκυκλοπαιδικός οδηγός > Δ5). Zu den neugriechischen Dialekten im Allgemeinen s.Ν.Γ. Κοντοσόπουλος, Διάλεκτοι και ιδιώματα της νέας ελληνικής, Athen 21994 (mit einer Isoglossentabelle auf S. xxiii).

[8] vgl. zum Thema Tsopanakis s. 84 und (richtiger) Clairis/Babiniotis (s. Literatur 6.2) S. 1018 ff.

[9] Dazu kann man auch das [j] als palatalen Approximanten rechnen.

[10] [4:] Sg. Nom., Akk., Vok. μαμά, Gen. μαμάς; Pl. Nom., Akk., Vok. μαμάδες, Gen. μαμάδων. [5:] Sg. Nom., Vok. ενδιαφέρων, Gen. ενδιαφέροντος, Akk. ενδιαφέροντα; Pl. Nom., Akk., Vok. ενδιαφέροντες, Gen. ενδιαφερόντων. [6:] Sg. Nom. ποιος, Gen. ποιου, Akk. ποιον; Pl. Nom. ποιοι, Gen. ποιων, Akk. ποιους. [7:] Sg. Nom. φίλος, Gen. φίλου, Akk. φίλο, Vok. φίλε; Pl. Nom., Vok. φίλοι, Gen. φίλων, Akk. φίλους.

[11] Diese hängt mit den sog. hochsprachlichen Elementen, die sich unter dem sprachlichen sowie soziokulturellen Einfluss der Katharevousa (s. unter Diglossie und Sprachfrage) im Standardneugriechisch durchgesetzt haben und sowohl das Nominal- als auch das Verbalsystem des NG auszeichnen, zusammen (manche sprechen hier von „Bistrukturalität”).

[12]   hochsprachliche Formen wie επρόκειτο, διεγράφη u.ä. sollten als Ausnahmen betrachtet werden, zumal es sich dabei um feste oder veraltete Formen handelt.

[13] Verben die morphologisch eine mediopassive Form aufweisen, aber meist eine transitive Bedeutung haben: δέχομαι (=akzeptieren, annehmen), vgl. lat. sequor – secutus sum – sequi (=folgen, befolgen).

[14]   Verben, die teils aktive, teils mediopassive Formen haben, z.B. έρχομαι (=kommen) mit aktivem Aorist ήρθα; vgl. lat. revertor [Passiv], reverti [Aktiv], reverti [Passiv] (=zurückkehren, -kommen).

[15] die Terminologie ist etwas verwirrend, vor allem in Bezug auf die Ausdrücke perfektiv und perfektisch, die beide vom Wort „Perfekt” abgeleitet sind (alternative Termini: durativ vs. punktuell).

[16]   S = Subjekt, P = Prädikat, OA = Akkusativobjekt, OP = Präpositionalobjekt, OG = Genitivobjekt.

[17] auch als prädikativer Genitiv το κορίτσι ήταν πέντε χρονών das Mädchen war 5 Jahre alt.

[18] Zum neugriechischen Wortschatz und seiner Beschaffenheit sei auf die Pionierarbeit von E. Petrounias verwiesen, z.B. «Iδιαιτερότητες της νεοελληνικής ετυμολογίας», in: H διδασκαλία της ελληνικής γλώσσας: Γλώσσα και μεταρρυθμίσεις. 5ο Πανελλήνιο συνέδριο,hrsg. v. Χ. Λ. Τσολάκης, Thessaloniki 2000, S. 57-85; derselbe, «Οι τύχες των αρχαίων ελληνικών λέξεων στο νεότερο κόσμο: Λεξιλόγιο και διαχρονικότητα της ελληνικής γλώσσας», in: www.greek-language.gr > > θεωρία & ιστορία > 01) θέματα ιστορίας της ελληνικής γλώσσας.; vgl. auchH. Tonnet, „Pour une histoire du vocabulaire grec“ [auch auf Griechisch: «Για μια ιστορία του ελληνικού λεξιλογίου»], in: www.greek-language.gr > θεωρία & ιστορία > 01) θέματα ιστορίας της ελληνικής γλώσσας.

[19] d.h. griechische bzw. aus dem Griechischen stammende Neologismen, die hauptsächlich zwischen dem 17. und 18. Jh. in westeuropäischen Sprachen (vorwiegend in Frankreich) gebildet wurden (etwa zur Hälfte waren es medizinische Termini) und schrittweise von mehreren europäischen Sprachen und somit auch vom Neugriechischen übernommen wurden (in den meisten Fällen handelt es sich um Internationalismen).

[20] Diglossia, Word 15, 1959, S. 325-340.

[21] J.A. Fishman, Bilingualism with and without diglossia; diglossia with and without bilingualism, Journal of Social Issues 23, 1967, S. 29-38.