Bei einem gemeinsamen Landgang der beiden entfaltet sich wie nebenbei ein breites und vielschichtiges Panorama der Stadt Hongkong kurz nach dem chinesischen Bürgerkrieg, vom Hafenviertel bis zum Victoria Peak mit seinen Luxusrestaurants.
Im Rahmen der Übersetzungswerkstatt Germersheim wurde die Novelle nicht nur vom Neugriechischen ins Deutsche, sondern in Form von Relaisübersetzungen auf der Grundlage der deutschen Interlinearversion auch in die Zielsprachen Chinesisch, Englisch, Polnisch und Spanisch übertragen. Die Übersetzungen sind nun ganz oder auszugsweise hier bzw. in dem in limitierter Auflage erschienenen Band Nikos Kavvadias. Li. Ludwigshafen: Llux, 2016 publiziert.Der Arbeitsbereich Neugriechisch und der Llux-Verlag danken dem Agra-Verlag, Athen (www.agra.gr) sowie den Erben von Nikos Kavvadias für die großzügige Genehmigung zur Veröffentlichung der Übertragungen. Alle Rechte am Werk von Kavvadias, insbesondere auch das der Übersetzung, verbleiben selbstverständlich bei ihnen.
Nikos Kavvadias: Li (2016)
Nikos Kavvadias, geboren 1910 als Sohn griechischer Eltern in der Mandschurei/China und gestorben 1975 in Athen, hat sich mit überwiegend autobiographisch inspirierten Gedichten und Prosawerken in die Geschichte der neugriechischen Literatur eingeschrieben: als Dichter der Ferne, der inneren wie äußeren Ruhelosigkeit und der – vielfach gebrochenen – Seemannsromantik. Seine Novelle „Li“ entstand 1968, erschien erstmals 1987 in Buchform, wurde seither immer wieder neu aufgelegt und 1995 auch verfilmt (Belgien, Regie: Marion Hänsel). Sie gilt als moderner Klassiker. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Begegnung eines griechischen Seefahrers und eines zehnjährigen chinesischen Mädchens im Hongkong der 1950er Jahre. Ungeachtet des enormen Altersunterschiedes, mancher anfänglicher Missverständnisse und des sozialen Gefälles – der auf Reede liegende Fremde beschäftigt das Kind vorübergehend als Haushaltshilfe bei sich auf dem Schiff – entwickelt sich zwischen den Protagonisten eine Freundschaft, in der die scheinbar Nehmende schnell zur Gebenden wird und sich dem Älteren letztlich auch als an Lebensweisheit überlegen erweist.