Nikos Kavvadias: Li (2016)

kavadias-radioNikos Kavvadias, geboren 1910 als Sohn griechischer Eltern in der Mandschurei/China und gestorben 1975 in Athen, hat sich mit über­wiegend auto­bio­graphisch in­spirier­ten Gedich­ten und Prosa­werken in die Geschichte der neu­griechi­schen Lite­ra­tur ein­geschrie­ben: als Dichter der Ferne, der inne­ren wie äuße­ren Ruhe­losig­keit und der – viel­fach ge­broche­nen – See­manns­roman­tik. Seine Novelle „Li“ ent­stand 1968, er­schien erst­mals 1987 in Buch­form, wurde seit­her immer wieder neu auf­gelegt und 1995 auch ver­filmt (Belgien, Regie: Marion Hänsel). Sie gilt als moder­ner Klassi­ker. Im Mittel­punkt der Hand­lung steht die Begeg­nung eines grie­chi­schen See­fahrers und eines zehn­jähri­gen chine­si­schen Mäd­chens im Hong­kong der 1950er Jahre. Un­geach­tet des enor­men Alters­unter­schiedes, man­cher anfäng­licher Miss­verständ­nisse und des sozia­len Gefäl­les – der auf Reede liegende Fremde be­schäf­tigt das Kind vor­über­gehend als Haus­halts­hilfe bei sich auf dem Schiff – ent­wickelt sich zwischen den Prota­gonis­ten eine Freund­schaft, in der die schein­bar Nehmen­de schnell zur Geben­den wird und sich dem Älte­ren letzt­lich auch als an Lebens­weis­heit über­legen er­weist.
Li - Copyright by Yang Chuqi
Li - Copyright by Yang Chuqi

Bei einem gemein­samen Land­gang der beiden ent­faltet sich wie neben­bei ein breites und viel­schich­tiges Pano­rama der Stadt Hong­kong kurz nach dem chine­si­schen Bürger­krieg, vom Hafen­viertel bis zum Victo­ria Peak mit seinen Luxus­restau­rants.
Im Rahmen der Über­setzungs­werkstatt Germers­heim wurde die Novelle nicht nur vom Neugriechischen ins Deutsche, sondern in Form von Relaisübersetzungen auf der Grund­lage der deutschen Inter­linear­version auch in die Ziel­sprachen Chine­sisch, Englisch, Polnisch und Spanisch über­tragen. Die Über­setzun­gen sind nun ganz oder aus­zugs­weise hier bzw. in dem in limi­tier­ter Auf­lage er­schiene­nen Band Nikos Kav­va­dias. Li. Ludwigs­hafen: Llux, 2016 publi­ziert.Der Arbeits­bereich Neu­griechisch und der Llux-Verlag danken dem Agra-Verlag, Athen (www.agra.gr) sowie den Erben von Nikos Kav­va­dias für die groß­zügige Ge­nehmi­gung zur Ver­öffent­lichung der Über­tragun­gen. Alle Rechte am Werk von Kav­va­dias, ins­beson­de­re auch das der Über­setzung, ver­bleiben selbst­verständ­lich bei ihnen.